Freitag, 30. April 2010

about: showrooms.


"Und ich verlangte sehnlichst danach, nun endlich auch einmal ein Stück zu leben, etwas aus mir hinaus in die Welt zu geben, in Beziehung und Kampf mit ihr zu treten." Hermann Hesse // Demian

Zitate zum Abbruch alter Zelte zwischen Klausuren und Alltagswahnsinn. Kurze Lichtblicke eines ruhigen Moments aus Milchschaumkronen inmitten von Fallbüchern und Prüfungsschemata und zu wenig Zeit, um die Eindrücke der vergangenen Tage und Wochen in Worte zu gießen.

In der Kürze daher nur ein Hinweis auf das Café Endlager in Stuttgart, dessen Eröffnungsfeier am vergangenen Sonntag, in toxisch grünes Licht getaucht, zu wärmsten Weiterempfehlungen bewegt. Bis zum 9. Mai dauert die Ausstellung unter der Leitung von Ralf Schmerberg in der alten Teppichgalerie // Eberhardstr. 65. Meuterei im Atomkraftwerk, politische Kunst at its best, Anti-AKW-Bewegung, Tschernobyl-Opfer, gesellschaftliche Vergiftung in Fotografie, Malerei und Film - in meiner Erinnerung untermalt von Walter Mossmanns Lied vom Lebensvogel. Hingehen.

+ to watch: Beitrag zum Café Endlager im ZDF
+ soundtrack: Midlake // Children of the Grounds

Montag, 19. April 2010

Zensursula won't do

also muss der Mann ins Netz, beziehungsweise die Frau. Derjenige welche oder ein momentan bester, eine Schöne, die Freundin oder Herr Wunderbar. Keine vierundzwanzig Stunden zurück im Süden lasse ich das blutsaugende Internet Statusupdates diesen Kontexts vorübergehend vermissen während die Thematik in ihren Facetten, aufgegriffen von Teresa Bücker (flannel apparel) bei der re:publica erst tropfenweise in meine Fingerspitzen sickert, dezent weißweingefärbt.

Wir konstatieren, dass Zensursula, und alle so yeeaahh und vergleichbare Twittertrends gedankliche Regungen von wenigen Sekunden erzeugen und in der Weite des Netzes nach dem ersten Hype klanglos verhallen. Was wir auch respektive noch mehr lesen wollen sind kleine Geschichten über alltägliche und große Gefühle, Herzinput neben dem overflow an hartem Fakten - und ich spreche nicht von Detailberichten aus Schlaf- und Wohnzimmern, von Bartresen oder dem letzten Streit bei Ikea. All das lässt uns mehr peinlich als berührt vor Bildschirmen verharren, wie Teresa Bücker anmerkte, in 140 Zeichen dem Urbild enthoben lesen wir hingegen geschriebene Kunst, die das Leben so, nur in eben diesem Urbild zeichnet.

What is privat, what should be public? Weiter gefasst hat der Journalist, Autor und Blogger Jeff Jarvis in einem nach US-amerikanischer Manier rhetorisch brillanten Vortrag seine Thesen zu privacy, publicness and penises dargelegt, die ich im Angesicht der epischen Breite ihrer Folgen in aufgeworfenen Fragen skizziere.

+ why is the privat privat? what should be public?
+ if privacy isn't the issue, is it control?
+ anonymity = anarchy ? // identity = shame?


Wenn ich nach vorgeschalteten Überlegungen oder begründeten Überzeugungen auf einer zeichenhaft der Realität enthobenen Erzählebene mit meinem Erleben einer sexuellen Beziehung das Netz und meine Identität darin anreichere, kann das aus literarischen sowie Gründen der Selbstbestimmtheit über die von mir preisgegebene Information für mich als in diesem Sinne Handelnde nur Gegenstand einer Diskussion sein, deren Ausgang in eigener Vergangenheit bereits ausgefochten ist. Für den Betreffenden fängt diese möglicherweise erst an. Aus den verschiedenen Varianten Partner im selben sozialen Netzwerk // in einem anderen Netzwerk // offline und dessen eigenem Umgang mit Beziehungen im web ergeben sich spezifische Formen der Konfrontation und des Missverständnisses.

Dennoch. Wir brauchen Gefühl im Netz für dessen kreative Kontinuität, die den oder die Betreffende_n durch literarische Anonymisierung Persönlichkeitsrechte erhalten lassen. Liebe und Enttäuschung, zwischenmenschliche Begeisterung, Verwunderung, Abneigung - ein einzelner Moment in seiner Konsistenz gewinnt gegenüber der Flüchtigkeit politischer und gesellschaftlicher Tagesaktualität. Wir sollten und werden eine jeweils eigene Definition unseres Kerns besitzen, dessen Inhalt die Schaufenster von Twitter und Facebook nicht erblicken wird. Und sollte diese Definition dem zukunftsperspektivischen Wandel unterliegen, stelle ich gern Jeff Jarvis' Gegenfrage.

+ everyone has his or her own embarrassing stuff on the internet - so why is it embarrassing?

Samstag, 17. April 2010

Ein Abend und eine Nacht am Alex

Berlin, Sonne, 18° C, Kaffee, Kippen und eine lange Nacht. Es ist still hier gewesen, call it produktive Ruhe vor dem nächsten Sturm. Die Hauptstadt hält mich auf ein Neues fasziniert in ihren Fängen, ein Abend und eine Nacht am Alex, dazwischen nerds and the net, feminism and fashion, Fotos und Informationsoverflow bei der re:publica 2010 und den Berlin Press Days.

Begeisterungswürdige FW2010-Kollektionen von Kaviar Gauche, Nina Peter und J Dauphin, überbordende Strickmäntel und ein zwischen nude und creme verirrtes Print der späten 70er created by lala Berlin.

Kaviar Gauche wartet auf mit kreativer Klasse und einem Kick aus rock 'n roll, in Form der Schuh-Kollektion für Görtz werden auch Frauenfüße mit Nieten dekoriert. Von meiner ruhigen Gastwohnung im Schlaraffenland für fair gehandelten Kaffee und stolze Väter in Skatershirts und Gesundheitsschuhen aus gewinnt die Nietengarnitur des Inbegriffs industrieller Weiblichkeit, dem Heel unter meiner Ferse exponentiell an Überzeugungskraft. This winter it's gonna be red lips and femininity with iron crowns.


Kaviar Gauche

lala Berlin

lala Berlin

Nina Peter

J Dauphin

Noch 24 Stunden Berlin die ich aufsauge, zarte Sonnenstrahlen und sunglasses at night, nächstes Mal bringe ich mein Bett mit. This time no worries, please. I'll be back.


Blogger Templates by OurBlogTemplates.com 2007